Katingsiel war bis zum Bau des Eidersperrwerkes ein kleiner Hafen.
Allerdings spielte der Hafen historisch als Seehafen an der Eider am Ausgang
des Süderbootfahrt-Kanals eine regional nicht unwichtige Rolle.
Im Übergang vom 16. zum 17. Jh. erfuhr Eiderstedt einen deutlichen Wirtschaftsaufschwung. Der katholischen Glaubensverfolgung unter Herzog von Alba in den jungen Niederlanden entfliehende Protestanten aus Holland fanden Asyl und Wirtschaftsrechte im südlichen Nordfriesland. Sie brachten Facharbeitskraft für verbesserte Entwässerungstechniken und landwirtschaftliche Neuerungen in die Dreilande, des später zusammengefaßt als Eiderstedt bezeichneten Gebietes. Trotz der damit einhergehenden deutlichen Bevölkerungszunahme konnte der Produktionsüberschuß durch die mitwachsende Produktionskraft und -kenntnis hierdurch vermehrt werden, so daß nun deutliche Überschüsse als Export verkauft werden konnten. Besonders die Gründungen von Meiereien zur Erzeugung von Milchprodukten
(Käse !) führten zu neuen, begehrten Exportgütern. Aber
auch die Ausfuhr von Vieh, Pferden dürfte bedeutend gewesen sein,
ebenso wie die damals und noch über lange Zeit bedeutende Getreideerzeugung.
Die Schafzucht wurde für die Wollproduktion betrieben und lieferte auch Überschüsse, so wurden z.B. im Jahr 1624 rund 13 000 Pfd. Wolle in den Export gegeben. Eiderstedt wurde zur wohlständigen Exportregion. Bis dahin gab es in Eiderstedt, vorwiegend an der Eider, nur eine Zahl kleinerer Häfen: Tönning, Katingsiel, Harblek, Saxfähre, Hülk, Ehstensiel, Süderhöft. Im Norden Sieversfleth und vorwiegend für den Handel mit Alt-Nordstrand Uelvesbüll, Simonsberg. Ein weiterer kleiner Hafen bestand am Siel von Westerhever. Der Warenhandel hatte aber einen solchen Aufschwung genommen, daß
der Bau schiffbarer Kanäle erforderlich wurde.
Unter diesen Bedingungen wurde 1612 mit dem Bau der Süderbootfahrt von Garding nach Katingsiel begonnen, Katingsiel wurde zur Hafenausfahrt der Stadt Garding, aber auch zum eigenständigen Hafen. Fischer (1956) zitiert Saxus Grammaticus (1637): beim Bau der Süderbootfahrt wurde das Katingsiel durch "eine gewaltige Schleuse i[m] [K]atinger See-[D]eich" ersetzt. Das Bauwerk dürfte in den Größe dem heutigen, uns klein erscheinendem, Siel ähnlich gewesen sein, aber als Baukunst damals dem heutigen Eidersperrwerk im Range mindest gleich gewesen sein. Diese wichtige Rolle des Hafens Katinger Siel hielt nur kurz an, denn zeitgleich wurde zum Tönninger Hafen die Norderbootfahrt erbaut und diese wurde bald darauf mittels eines Querkanals mit der Süderbootfahrt verbunden. Hiernach wurde der Hafen Tönning zu "dem" Seehafen Eiderstedts. Zurück zum Heute: Die Schankwirtschaft Andresen entstand vermutlich knapp hundert Jahre später als Hafenkneipe und Postwechselstation. Die sorgsam erhaltene Inneneinrichtung vermittelt beim Besuch eine Atmosphäre, die zumindest in Details bis an das vorletzte Jahrhundert heranführt und einläd sich den Handelshafen Katingsiel vorzustellen. Die anderen Gebäude binnenseitig des Deiches sind zu Wohnhäusern
umgebaut. Das Zollhaus steht am meisten binnenseits zurück, im Äußeren
noch wiedererkennbar ist das später als Erweiterungsbau und Lager
errichtete Gebäude direkt gegenüber der Schankwirtschaft. Sie
gehörten zusammen zu mit weiteren Gebäuden auf der westlichen
Seite der Straße, die heute nicht mehr erhalten sind.
Literatur und Quellen:Fischer, Otto (1956): Eiderstedt. Teil III, Bd. 3 in Müller & Fischer "Das Wasserwesen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste". Berlin. (S. 156ff)Sax, Peter (1637): Annales Eiderstandensium. (hier nach Fischer) Jürgens, A (1914): Zur schleswig-holsteinischen Handelsgeschichte des 16. und 17. Jahrhunderts. Berlin. Kühn, Hans Joachim (1999): Gestrandet bei Uelvesbüll. Wrackarchäologie in Nordfriesland. Husum. Mündliche Hinweise von:
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