Pflanzen des Katinger Wattes

Eine wunderbare zerstörte Welt



Die Pflanzenwelt des Katinger Wattes hat sich nach der Eindeichung weiter entwickelt und bietet ein ungewöhnliches und vielfältiges Bild. Seit über fünfzehn Jahren verfolge ich die dortige Entwicklung genauer und die folgenden Seiten berichten über einige dort aufgefundene Pflanzen und ihre Geschichte im Katinger Watt. 

Bei allem Interesse und der Freude über ungewöhnliche Arten oder außergewöhnliche Bedingungen ihres Vorkommens, darf nicht vergessen werden, daß durch die Bedeichung und den Bau des Eidersperrwerkes der einzige große Flußästuar Schleswig-Holsteins seinen naturnahen Charakter verlor. Über die Landschaftsgeschichte wird mehr unter anderen Links dieser Seite berichtet. 

Die Pflanzenwelt des Katinger Wattes war am Anfang noch durch eine natürliche Entwicklung geprägt, der Sand wurde zu kleinen Primärdünen hochgeweht und unendliche Quellerflächen mit herbstlichem Rot prägten das Bild. Noch im Geist der 70er Jahre, mit dem Glauben das Wirtschaftswunder auch für Tönning zu erreichen, wurde mit Hilfe intensivster Düngung der "Wald" angepflanzt. Naturnah sollte er sein, deswegen verlaufen die Linien der Baumreihen geschwungen, nicht auf graden Linien. Im Luftbild sieht der Wald so wie mit breitem Kamm gebürstetes sehr fettiges Haar aus. Um es für den menschlichen Gast interessant zu machen, wurden einige Pflanzenexoten eingebracht, manche eher versteckte im Waldteil - wie Apfelbäume - dokumentieren dagegen eher Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsabwicklung. 

Viele Flächen außerhalb der Baumbepflanzung werden heute geprägt durch die Einsaat von Rohrschwingel (Festuca arundinacea) und verhindern vermutlich dadurch eine größere Vielfältigkeit dieser Flächen. Etwa 1/3 des Katinger Watts sind geprägt von intensiver Landwirtschaft, einige Bereiche werden extensiv genutzt und ein paar durften frei sich entwickeln. 

"Natur" ist dieses Gebiet nicht, naturgemäß würde es gar nicht existieren. Den botanisch Interessierten mag es doch ein spannendes Feld sein: 

  • die Einbringung von Wiesenblumen in der Ansaat berichten über die Fähigkeit von Pflanzen ganz anderer Regionen im hiesigen milden Meeresklima zu überleben,
  • es ist gut erkennbar, daß Bäume pflanzen - zumindest über 25 Jahre - noch keinen Wald entstehen läßt,
  • es entstand ein landfestes Gebiet, in dem sich mindestens eine Art aus der Ferne kommend neu ansiedeln konnte,
  • auf den ungenutzten Flächen fanden mehrere seltene Arten eine - zeitweise ? - neue Heimat
Weniger im Sinne eines Schutzes natürlicher Relikte denn als Überlebensraum und Rückzugsfläche unüblicher oder verdrängter Arten hat das Katinger Watt Anspruch auf Naturschutz. Auf der anderen Seite ist das Gebiet ein Lehrstück und ein eigenständiges wissenschaftliches Experiment und sollte Besuchern wie Wissenschaftlern zum Genießen und Nutzen offen stehen. Es ist ein Gebiet, in dem der betreuende Naturschutzverband NABU Sie gern nah an die Besonderheiten heranführen würde. Kommerziele Eierdiebe und Pflanzenklauer sowie unverständige Nutzungsbegierden zwingen aber leider dazu, einen für alle wirkenden Verbotsschutz zu unterstützen und zu befördern. Anders als es manche Zeitungen schreiben, sind die Naturschützer  nicht die Herren der Gebiete, sondern müssen sich an die Rechte halten, wie jeder andere auch. Durch unsere Gebietskenntnis können wir Ihnen jedoch bei Führungen helfen fast alles Besondere zu sehen. Fühlen Sie sich eingeladen ins Katinger Watt und fragen Sie Angebote zum "Selbersehen" nach.  
 

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