Großer Klappertopf Rhinanthus serotinus und 

Kleiner Klappertopf Rhinanthus minor

Kleiner Klappertopf
Kleiner Klappertopf Rhinanthus minor
Foto:Kohlus,2001

Der Große Klappertopf ist die Pflannze des Jahres 2005. Der Große und der Kleine Klappertopf kommen beide im Katinger Watt vor. Beide sind in Europa weit verbreitet und bilden zahlreiche schwer abgrenzbare Unterarten.

Früher waren sie häufige Wiesenblumen. Sie können sich aber nicht auf stark gedüngten Wiesen gegen andere Arten durchsetzen. Wiesen werden immer seltener und bestehen vorwiegend nur noch als intensiv genutztes, reichlich gedüngtes Gründland. In den meisten Bundesländern gilt der Große Klappertopf als gefährdete Art, im Saarland scheint er sogar ausgestorben zu sein.

Der Namen

"Klappertopf" leitet sich von dem Klappern her, das entsteht, wenn die Samen in den weiten, trockenen Kapseln vom Wind oder beim durchlaufen bewegt werden. Nach Graue (2004) ist der Name mindest seit 1833 gebäuchlich.
Der wissenschaftliche Gattungsname bedeutet "Nasenblüte" und ist vermutlich auf die Blütenform bezogen (nach Borchard). 

Zum Erkennen

Das einfachste Unterscheidungsmerkmal der beiden Arten ist die lila Färbung des Zahns an der Oberlippe der Blüte. Ein weiteres Merkmal ist, daß beim Großen Klappertopf eine Krümmung der Kronröhre nach oben und die Kronröhre des Kleinen Klappertopfes etwa gerade verläuft. Der Kleine Klappertopf hat typischerweise dunkelgelbe Blüten, die knapp aus dem Kelch herausragen, während beim Großen Klappertopf die Blüten heller und weiter herausstehen, seine Tragblätter sind hellgrün.
Die Pflanzen wachsen aber sehr variabel, so konnte im Gebiet sogar eine Pflanze gefunden werden, die viele Merkmale des Zottigen Klappertopfes (Rh. alectorolophus) aufwies. Um Klappertopfarten in anderen Gebieten zu bestimmen sind zusätzliche Merkmale wie Behaarung, die Form des Tragblattes und der Stengelblätter zu berücksichtigen.
Bekannt ist, daß die morphologischen Unterschiede oft mit unterschiedlichen Blütezeiten verbunden sind. Der genetische Austausch verringert sich hierdurch, so daß sich Ökotypen ergeben, Art- und Unterarten entwickeln können. Standortbedingungen, wie die klimatische Situation, scheinen die Verschiebung der Blütezeiten und einhergehende Ausdifferenzierung zu begründen.
Für Deutschland steht nach Angaben im Rothmaler (Zopfl in Rothmaler, Jäger, Werner, 2002)  eine umfassende Bearbeitung dieser Saisonpolytypie aus. Zudem sind Bastarde verschiedener Klappertopfarten (auch der beiden Arten im Katinger Watt) nachgewiesen. 
Für den Kleinen Klappertopf wird eine Wuchhöhe von 10 bis 60 cm angegeben, für den Großen Klappertopf bis zu 70 cm. Im Gebiet erreichen beide Arten fast nie mehr als 30 cm.

Zum Standort

Beide Arten kommen im Katinger Watt auf den Wiesen und Wegen im Waldbereich und den extensiv genutzten Weiden vor. Der Kleine Klappertopf zieht trockene, leichte Sandböden vor. Die Große Klappertopf steht dagegen auf eher lehmigen Böden. Die Bedingungen im Katinger Watt führen dazu, daß beide Arten oft in Gemgegelage und wohl auch als Bastarde (Rh. x fallax) zu finden sind.

Zur Biologie

Alle Klappertöpfe besiedeln nährstoffarme Wiesen und können sich auf gedüngten Flächen nicht gegen andere Arten durchsetzen. Um auf diesen mageren Standorten zu bestehen nutzt ihnen die Lebensform als Halbschmarotzer. Zwar haben die Pflanzen grüne Blätter, aber sie können sich zusätzlich  Nährstoffe von vielen verschiedenen Pflanzen nutzbar machen. Andere Kräuter und Bäume werden ausgenutzt, aber vorwiegend parasitieren sie an Gräsern (z.B. Kammkras). Das Angebot von Wirtspflanzen wirkt sich auf die lokale Verbreitung aus, typisch sind daher Flecken auf Wiesen mit vielen, gut gewachsenen Klappertöpfen. Die Wirtspflanzen werden durch den Parasitismus geschädigt und wachsen kümmerlich.Schnecken meiden diese Wirtspflanzen, vielleicht werden Abwehrstoffe produziert, die sie vor den Schnecken schützen. Oft wächst der Klappertopf dort besonders gut, wo er im Vorjahr wenig auffiel. Dieses Wandern oder Springen kann durch bessere Wuchsbedingungen ungeschädigter Wirtspflanzen bedingt sein.

Beide vorkommende Klappertopfarten sind einjährig. Noch im Herbst nach der Samenreife bildet der Same eine Keimwurzel aus. Zwar können Samen mit Wind und Wasser, durch Heu oder auch am Schuh haftend, verbreitet werden, aber die meisten fallen aus trockenen Samentöpfen nah bei. So sind Standorte, die die Klappertöpfe von Jahr zu Jahr wieder nutzen können, von Vorteil für die Art.

Quellen

Borachard, R. (2004): Der Klappertopf. Merkblatt der Schutzstation Wattenmeer . Husum.

Graue, C. (2004): Die Blume des Jahres 2005 wird der Große Klappertopf. In: Jordsand aktuell Bd. 25 H. 3.

Zopfl, H-J. (2002): Bearbeitung des Gattung Rhinanthus mit Ergänzungen von Böhme in: Rothmaler, Jäger, Werner (Hrsg.):  Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Kritischer Band. Heidelberg, Berlin.


Tönning Virtuelles Katinger Watt  Erstellt von Kohlus 1998-2005   Update: 26.02.2005