Urtica dioica

Große Brennessel
( Urtica dioica )

Nesselgewächse (Urticaceae)

Die Große Brennessel ist durch ihre hautreizenden Eigenschaften bekannt. Am Stiel und den Blättern verfügen die Brennesseln (Urtica sp.) über spezielle komplexe Brennhaare. Sie sind sehr spitz und im unteren Teil durch Kalkeinlagerung verhärtet. Der obere Teil ist mit Hilfe von Silikaten gebildet, die glasartig scharf abbrechen. Hierdurch dringt die einzellige Spitze leicht in die Haut ein und das Brenngift findet seinen Weg durch die Schutzschicht der Haut.

Die Blätter der Brennessel haben eine typische Nesselform mit einem gesägten Rand. Ihre charakteristische Form führte dazu, daß er als Namensteil "Nessel" auf die nicht verwandten Taub- und Goldnessel übertragen wurde. Sie stehen am Stil gegenständig angeordnet.
Der Stil ist biegsam und faserig, aus ihm lassen sich Textilfasern gewinnen. Das daraus gewebte Nesseltuch ist dem Leinen ähnlich.
Die Blüten sind klein meist eingeschlechtlich, manchmal aber auch zwittrig. Die vier Staubblätter der männlichen Blüten sind in die Knospe eingebogen. Öffnet sich die Knospe richten sie sich sprunghaft auf und wirbeln hierbei die Pollenkörner in einer kleinen Wolken heraus.
Die Brennessel  steht gerne auf stickstoffhaltigen Böden und ist im Katinger Watt sehr häufig in den Waldpflanzungen auf dem alten Vorland mit seinem Kleiboden zu finden. Aber auch an anderen Stellen ist sie nicht selten. Sie ist überall dort zu finden, wo durch den Menschen übermäßig viele Düngestoffe in den Boden eingebracht worden sind. Die überschüssigen Harnstoff in den Böden werden durch ihre lang- und weitverzweigten Wurzeln aufgenommen.
Aus der Brennnessel kann gezielt eine Jauche hergestellt werden, die versprüht gegen einen Befall mit Blattläusen hilft.
Eine ganz besondere Verbindung haben die Schmetterlingsarten Tag-Pfauenauge, Kleiner Fuchs und Admiral zu dieser Pflanze. Sie legen ihre Eier auf der Brennessel ab und die geschlüpften Raupen ernähren sich ausschließlich von ihr.

Namen

Der deutsche wie der lateinische Name nehmen Bezug auf die hautreizende Wirkung, der Gattungsname Urtica kommt vom lateinischen "urere", brennen. Der Namesbestandteil Nessel ist nicht von der Blattform entlehnt (s.o.) sondern vom Wortstamm "Net", Wickel / knotig  abzuleiten und steht mit der Verwendung der Pflanze für Textilfasern in Verbindung.
Weitere Volksnamen sind Donnernessel - weil sie angeblich den Blitz anziehen sollten - / Hanfnessel (s.o., wegen der Nutzung als Textilfaser) / Saunessel / Senznessel.
 

Heilwirkung

Aufgrund des hohen Kaliumgehaltes der Heilpflanze hat sie eine harntreibende - aquaretische - Wirkung. Deshalb sollte bei der Verwendung darauf geachtet werden, dass genügend Wasser zu sich genommen wird.

Die Brennessel ist eine der besten Heilpflanze zur Blutreinigung und gleichzeitig Blutbildung im menschlichen Körper. Aus diesem und der harntreibenden Wirkung ist eine vierwöchige Frühjahrskur sehr zu empfehlen. Bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, sowie vorbeugend für Nierengrieß können wir die Droge anwenden. Ebenfalls hilft uns die Heilpflanze angesammelte Giftstoffe aus Gelenken, Muskeln und dem Blut auszuscheiden, deshalb wirkt sie auch besonders gut bei rheumatischen Krankheiten und Gicht. Gleichzeitig kann sie auch äußerlich angewendet werden, wenn die Haut mit frischen Blättern abgepeitscht wird. Durch die organischen Säuren und Amine kommt es auf der Haut zu Schmerzen und Quaddelbildung, welche wiederum eine Linderung und Heilung der Erkrankungen bewirkt.

Eine weitere Wirkung ist die Anregung der Organe, die Eisenverbindungen für den Körper verfügbar machen, gleichzeitig enthält sie Eisen, weshalb die Brennessel auch bei Anämien eingesetzt wird.
Bei Allergien wirkt sie antiallergen und hilft bei Heuschnupfen, Asthma, juckender Haut und Insektenstichen. Besonders gut ist die Wirkung, wenn dem Brennesseltee ein Schluck Schwedenkräuter beigefügt wird.

Im Zusammenhang mit Prostatabeschwerden fällt immer wieder der Name der Brennessel. Bei Miktionsbeschwerden bewirkt die Pflanze eine verminderte Restharnmenge und einen verbesserten Harnfluss. Die Samen sind ein Kräftigungsmittel für ältere Menschen und dienen als Stärkungs- und Heilmittel für Tiere. Sie soll auch die Milchbildung in der Schwangerschaft fördern.

Wirkstoffe

In den Sprossteilen befinden sich vor allem Flavonoide, Chlorophyll und Mineralsalze - in großen Mengen Kalzium und Kaliumsalze, sowie Kieselsäure. Bislang noch umstritten sind die Wirkung von Gluconoiden, die eine blutzuckersenkende Wirkung besitzen sollen.

Die Brennhaare enthalten Amine (Histamin, Serotonin), um ihre uns allen bekannten Reaktionen zu erzielen.

Sterole, Phenole, Phytosterine und Gerbstoffe sind die Hauptwirkstoffe der Brennesselwurzeln.

ACHTUNG
Bei Stauungen und Wasseransammlungen infolge von eingeschränkten Herz- und Nierenleiden sollte der Anwender vorher einen ärztlichen Rat einholen. Dieses gilt genauso bei anderen harntreibenden Tees und Teezubereitungen.


Ernten/Sammeln

Benutzt werden das ganze Kraut ( Urticae herba, ) die Samen ( Urticae semen ) und die Wurzel ( Urticae radix. )

Die Brennesselblätter können ab dem Frühjahr bis spätestens im August geerntet werden. Dabei sollten die Blätter vorsichtig, am besten mit Handschuhen, von dem Stengel abgestriffen werden, um sie anschließend an der Luft zu trocknen. Frische Blätter können auch direkt zu Frischsaft verwendet werden.

Die Brennesselwurzeln werden im Frühjahr und Herbst ausgegraben. Nach dem Entfernen der anhaftenden Erde werden sie entweder an der Luft oder bei künstlicher Wäme (40°C) getrocknet.

Die Brennesselsamen können im Herbst gesammelt werden und beispielsweise in Baumwollbeutel zum Trocknen aufgehängt werden.


Zubereitung und Anwendung

Zur Herstellung von Tee werden 2 Teelöffel geschnittene Blätter und oder Kraut mit einer Tasse heißem Wasser übergossen, 10 Minuten ziehen lassen, anschließend abseihen. Dieser Tee kann mehrmals täglich angewendet werden.

Bei Frisch- und Presssaft sollten 3 mal täglich 1 Esslöffel zu sich genommen werden.


Küche

Lange Zeit galt die Brennesselsuppe oder der Brennesselsalat als Speise der Armen. Doch probieren Sie es selbst einmal aus, aus frischen Brennesselblättern, Löwenzahnblättern und Ihrer eigenen Kreation einen leckeren Salatherzustellen. Viel Spass !
Autoren: Jörn Kohlus, Susanne-Lilian Huck, Maren Meyer


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   Update 26.05.2003